Qualitätsanalyse des SPNV
Untersuchungen der Betriebs- und Infrastrukturqualität im nordrhein-westfälischen SPNV gehören seit vielen Jahren zu den Tätigkeiten des KC ITF NRW. Analysiert werden Pünktlichkeits- und Zuverlässigkeitsquoten genauso wie Netz- und Stationszustand.
Angefangen mit dem seit 2009 durchgeführten Monitoring der Langsamfahrstellen in NRW (Netzzustandsbericht), wurde die Infrastrukturbetrachtung 2011 in den landesweiten Qualitätsbericht SPNV NRW integriert.
Qualitätsbericht SPNV NRW 2023
Der Qualitätsbericht zum Schienenpersonennahverkehr in Nordrhein-Westfalen (Qualitätsbericht SPNV NRW) erscheint jedes Jahr. So lassen sich Qualitätsverbesserungen objektiv nachverfolgen.
Im Qualitätsbericht SPNV NRW wird jährlich ausgewertet, wie sich das Qualitätsniveau im Nahverkehr auf der Schiene entwickelt hat. Betrachtet wird dabei sowohl die Betriebsqualität als auch die Leistungsfähigkeit der Eisenbahninfrastruktur in NRW. Inhaltlich liegen dem Qualitätsbericht SPNV NRW größtenteils objektiv messbare Daten zugrunde. Dazu zählen beispielsweise die Pünktlichkeit sowie die Zuverlässigkeit und Zugausfälle. Diese Werte ergeben sich aus den Liefernachweisen der Eisenbahnverkehrsunternehmen.
Der aktuelle Qualitätsbericht SPNV NRW 2023 ist hier zum Download (PDF) verfügbar.
In dem jährlich erscheinendem Qualitätsbericht SPNV NRW werden die qualitätsrelevanten Daten der SPNV-Aufgabenträger in NRW zusammengefasst dargestellt und ausgewertet. Die seit 2009 erschienenen Qualitätsberichte stehen im hier zum Download zur Verfügung.
Ergänzt wird das Informationsangebot über die Qualität im SPNV in NRW durch das Online-Tool SPNV-Qualitätsmonitor NRW und das SPNV-Qualität: Faktenblatt auf infoportal.mobil.nrw.
Der landesweite Qualitätsbericht beschränkt sich bei der vergleichenden Darstellung der Betriebsqualität notwendigerweise auf die Dokumentation von Pünktlichkeit und Zugausfällen, da die Datengrundlage in den einzelnen Räumen aufgrund unterschiedlicher Regelungen in den Verkehrsverträgen zwischen den SPNV-Aufgabenträgern und den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) sehr heterogen ist. Beispielsweise liegen die Toleranzwerte für die Pünktlichkeit je nach Verkehrsvertrag zwischen 0 und 5 Minuten. Seit dem Qualitätsbericht SPNV NRW 2009 bleiben die vertraglich vereinbarten Toleranzzeiten unberücksichtigt. Stattdessen wird für alle Linien eine einheitliche Toleranzzeit von 3:59 Minuten angesetzt. Damit sind die Pünktlichkeitsquoten der einzelnen Linien miteinander vergleichbar.
Marode Infrastruktur und Bauarbeiten führten auch 2023 gehäuft zu Verspätungen. Der hohe Krankenstand als auch der generelle Personalmangel haben zu einer angespannten Personallage geführt, sodass viele Ausfällen zu verzeichnen waren. Dadurch kam es zeitweise zu Einschränkungen im Betriebsablauf.
Pünktlichkeit (ab Seite 20)
Folgende Kennzahlen zur Betriebsqualität im Jahr 2023 können im Qualitätsbericht SPNV NRW hinsichtlich der Pünktlichkeit nachgelesen werden:
- Die Pünktlichkeit über alle Linien in NRW hat sich in ihrer Entwicklung erstmalig seit drei Jahren auf niedrigem Niveau stabilisiert. Sie ist in ihrer Entwicklung von 77,9% im Jahr 2022 um ca. 0,2 PP auf 78,1% im Jahr 2023 gestiegen.
- Bei den Regionalexpressliniensteigen die Pünktlichkeitswerte von 71,0% im Jahr 2022 um 1 PP auf 72,0% im Jahr 2023 und es ist erstmalig seit 2020 eine leicht positive Tendenz zu verzeichnen. Die Regionalexpresslinien befinden sich unterhalb des Durchschnittswertes aller Linien in NRW im Jahr 2023. Dies begründet sich in den meist langen Linienwegen sowie auch den störungsanfälligen Knotenpunkten, welche sie in den Ballungsräumen häufiger durchfahren.
- Bei den Regionalbahnen steigen die Pünktlichkeitswerte geringfügig von 81,0% im Jahr 2022 um 0,3 PP auf 81,3% im Jahr 2023 an. Somit ist erstmalig seit 2020 auch hier ein geringer Aufschwung im Jahr 2023 zu verzeichnen.
- Anders als in den Produktgruppen RE und RB ist bei den S-Bahnen weiterhin eine Verschlechterung der Pünktlichkeitswerte von 81,7% im Jahr 2022 um 2,4 PP auf 79,3% im Jahr 2023 zu verzeichnen.
Zuverlässigkeit und Ausfälle (ab Seite 22)
Folgende Kennzahlen zur Betriebsqualität im Jahr 2023 können im Qualitätsbericht SPNV NRW hinsichtlich der Zuverlässigkeit und Ausfälle nachgelesen werden:
- Insgesamt sind im Jahr 2023 etwa 16,3 Mio. Zugkilometer (Zkm) in NRW ausgefallen. Bei einem gesamten Zugkilometer (Zkm) -Volumen von rund 116,4 Mio. entspricht das rund 14%.
- Die Zuverlässigkeitsquote gibt Auskunft über die nicht vorhersehbaren Ausfälle. Bei diesen ist den Fahrgästen das Fortsetzen der Reise nicht ohne weiteres möglich bzw. nur mit Verspätungen oder zusätzlichen Umstiegen. Spontane Ausfälle, häufig in Kombination mit einer nicht ausreichenden Kommunikation, verursachen erhebliche Störungen im Reiseablauf. Die nicht vorhersehbaren Ausfälle sind mit 6,9 Mio. Zkm deutlich über das Niveau der Vorjahre gestiegen. Ursachen für nicht vorhersehbare Ausfälle in 2023 sind weiterhin der hohe Personalausfall durch Krankheit, mehreren Streiks sowie wiederkehrende Störungen der Infrastruktur. Ein Vergleich der Störungsgrunde aus den Jahren 2019 und 2023 zeigt nochmal deutlich, dass der relative Anteil des Personalmangels deutlich gestiegen ist.
- Neben den nicht vorhersehbaren Zugausfällen werden auch die vorhersehbaren Zugausfälle dokumentiert, denn auch planmäßige Ausfälle (z. B. Schienenersatzverkehr wegen Bauarbeiten) führen zu Qualitätseinbußen (zusätzlicher Umstieg, verlängerte Fahrzeit, Komforteinbußen), obwohl sie rechtzeitig vor Fahrtantritt kommuniziert werden. Die vorhersehbaren Zugausfälle lagen im Jahr 2023 bei rund 9,4 Mio. Zkm und sind wieder gestiegen. Die höheren Werte sind hauptursächlich durch eine weiterhin sehr hohe Anzahl von Baustellen und Personalmangel zu erklären.
Infrastrukturqualität – Netzzustand (ab Seite 33)
Neben der Betriebsqualität wird im Qualitätsbericht SPNV NRW auch die landesweite Infrastrukturqualität erfasst.
- Schienennetz: Das vom SPNV in Nordrhein-Westfalen genutzte Streckennetz im Jahr 2023 umfasst rd. 3.900 km. Die DB InfraGO betreibt mit Abstand den größten Anteil davon mit rund 95%.
- Netzzustand: Der Netzzustand wird anhand der Langsamfahrstellen-Analyse (La-Stellen) für das Streckennetz der DB, auf dem RE-, RB- und S-Bahn-Linien verkehren, jährlich bewertet. Die im Berichtsjahr identifizierten La-Stellen werden dabei mit den für den Jahresfahrplan zugrunde gelegten Soll-Werten im Verzeichnis der örtlichen zulässigen Geschwindigkeit (VzG) der DB gegenübergestellt.
- Hinweis: Die Erstellung der La-Stellen-Analyse 2023 wurde durch den Cyberangriff auf den IT-Dienstleister des NWL und KC ITF NRW im Oktober 2023 erheblich beeinträchtigt. Die bis Ende Oktober 2023 erstellten Analyseergebnisse wie auch die dabei verwendete Datenbasis konnten bislang nicht wiederhergestellt werden. Daher können im Qualitätsbericht SPNV NRW 2023 keine monatsscharfen Ergebnisse der La-Stellen-Analyse für 2023 veröffentlicht werden.
- Mit der vorhandenen Datenbasis konnte die Übersicht der Dauer-La-Stellen wie auch VzG-La-Stellen fortgeschrieben werden. Einige Dauer-La-Stellen, welche über das gesamte Jahr vorkommen, konnten beseitigt werden.
- Allerdings sind drei neue Dauer-La-Stellen hinzugekommen. Die eingetragenen La-Stellen im VzG haben sich im Vergleich zu 2022 um eine La-Stelle erhöht. Um einen reibungslosen Betriebsablauf zu gewährleisten, sollten (Dauer-) La-Stellen grundsätzlich schnellstmöglich vom Infrastrukturbetreiber beseitigt werden.
- Mit Wiederherstellung der Datenbasis und der Analyseergebnisse aus 2023 werden die Ergebnisse zum Netzzustand auf der Webseite des KC ITF NRW nachträglich veröffentlicht.
Infrastrukturqualität – Stationen (ab Seite 45)
- Neben dem Zustand des Schienennetzes ist das Erscheinungsbild der Verkehrsstationen im Qualitätsbericht SPNV NRW dargestellt. Gewichtung und Ausgestaltung der Bewertungskriterien stehen jedem Aufgabenträger frei (go.Rheinland, NWL und VRR), um damit eigene Schwerpunkte berücksichtigen zu können.
- Die Stationsqualität wird im Qualitätsbericht SPNV NRW einzeln nach den Ergebnissen der Aufgabenträger dargestellt. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Stationsqualität bei go.Rheinland und im NWL in etwa auf einem konstanten Niveau geblieben. Die Anzahl der Stationen mit guten Bewertungen ist im Vergleich zu den Vorjahren beim VRR leicht gestiegen.
- In Nordrhein-Westfalen wurden in den letzten fünf Jahren acht neue Stationen errichtet. Weitere Haltepunkte werden in den nächsten Jahren an Reaktivierungs- und Bestandsstrecken entstehen.
Weitere Inhalte
Weiterhin informiert der landesweite Qualitätsbericht SPNV NRW 2023 über:
- die Organisation des SPNV in NRW (Seite 9)
- das Leistungsangebot (Seite 10)
- die tätigen Eisenbahnverkehrsunternehmen (Seiten 11 & 11.1)
- in Ausschreibungsverfahren vergebenen SPNV-Netze (ab Seite 12)
- Einblicke in die Arbeit der Schlichtungsstelle Nahverkehr (Seiten 30 & 31)
Schwerpunktthemen
Im Qualitätsbericht SPNV NRW werden jährlich wechselnde Schwerpunktthemen aufgegriffen. Im Jahr 2023 sind dies:
- die Maßnahmen zur Stabilisierung des SPNV-Angebots (Seiten 28 & 29)
- die Großbaustellen in NRW (Seiten 36, 37, 38)
- die Baustellenkommunikation in NRW (Seite 39)
- der Ausbau so genannter Hochleistungskorridoren in NRW (Seiten 40 & 41)
SPNV-Qualitätsmonitor NRW
2021 wurde zusätzlich ein online SPNV-Qualitätsmonitoring, welches einen aktuellen Überblick über die Betriebsqualität aller Nahverlehrslinien in NRW gibt, eingeführt. Auf Basis von Quartalsauswertungen bietet die digitale Lösung transparent und leicht zugänglich einen Vergleich verschiedener Qualitätskriterien und Linien.
SPNV-Qualitätsmonitor NRW: Aktuell und transparent
Gehört meine Linie zu den pünktlichsten in NRW? Ist sie im Sommer pünktlicher als im Winter? Wie zuverlässig bringt mich die Linie an mein Ziel?
Antworten auf diese und viele weitere Fragen bietet ab sofort der SPNV-Qualitätsmonitor NRW an, der auf www.mobil.nrw zu finden ist. Persönliche Filtereinstellungen erlauben dabei maßgeschneiderte Ergebnisse je nach Fragestellung.